Hintergrund
Die Hintergründe für die Etablierung des Kompetenzfelds Kreativitätsmanagement sind ebenso alt, wie zahlreich:
- 1) Einerseits wurde Kreativität seit der Rennaissance meist gleichgesetzt mit Kunst - das war's (in der öffentlichen Wahrnehmung). Etwas später kamen dann noch die Anwendungsfelder Werbung ("die Kreatievn aus der Wrbung") und Design dazu. Und dann kam lange Zeit gar nichts (in der öffentlichen Wahrnehmung). Versuche, Kreativität im Business als seriöse Disziplin zu verankern, gab es etliche. Beispielsweise "serious creativity" von Edward de Bono, "applied creativity" von Alex Osborn, "deliberate creativity" von J.P.Guilford und "Business-Kreativität" von unbekannten deutschen Namensgebern - alles sehr effiziente Möglichkeiten ... die sich aber trotz der "1950er Brandrede" von Guilford ("Jeder Mensch ist von Geburt an kreativ") nie vollständig durchsetzen konnten.
- 2) Die erhoffte Wende, die durch den Sputnick-Schock im Jahr 1958 eingeleitet und eingeläutet wurde - Abkehr von dem Intelligenz-Primat und Hinwendung zur Kreativität als der potenziellen neuen Kraft des 20. Jahrhunderts - hat ein anfängliches Strohfeuer verursacht ... dem später wenig mehr folgte. Die zwischenzeitlich so geschmähte "Intelligenz" hat es immerhin geschafft, eine eigene Definition und (halbwegs) anerkannte Testverfahren hervorzubringen - etwas, was der "Kreativität" bis heute nicht vergönnt war. Was bedeutet: Bis auf den heutigen Tag gibt es keine allgemein anerkannte Definition - weder von Kreativität als Ganzes, aber auch noch nicht einmal von dem "kleineren Ableger angewandte Kreativität". Was es ebenfalls bis auf den heutigen Tag erschwert, eine (definitorische) Abgrenzung zu schaffen zwischen Begrifflichkeiten wie "Kreativität" und "Intelligenz" einerseits, wie auch "Kreativität" und "Innovation" andererseits. Andere Felder, wie etwa Innovationsmagement, Ideenmanagement oder Veränderungsmanagement kennen bereits seit Jahren eine anerkannte Definition, auf der jeweils aufbauend ein eigenes, anerkanntes Wissenschafts- und Handlungsfeld entstanden ist; Beispiele hierfür sind das Innovationsmanagement, das Ideenmanagement und das Veränderungs- (Change-) Management, um nur einige zu nennen.
- 3) Zum Weiteren wurde das aufstrebende Feld der "angewandten Kreativität" in den 1960er-1980er Jahren von einer Schwemme von sogenannten Kreativitätstechniken überzogen - die seit dieser Zeit bei einigen Menschen als einziges Relikt und einzige Verbindung zur angewandten Kreativität übriggeblieben sind. Positiv daran ist: Sicherlich ein wichtige Aspekt, der es hin und wieder schafft, das Interesse an dem Feld hochzuhalten und der auch durchschnittlich kreativ Begabten hilft, ihr Potenzial zu entfalten. Nicht so positiv daran ist: Das ganze Feld der absichtlichen Kreativität nur auf Kreativitätstechniken zu reduzieren, ist in etwa so, als wenn man das ganze Feld der Malerei nur auf Pinsel und Leinwand reduzieren würde. Richtig: Es ist schlicht eine Gedankenlosigkeit und Unmöglichkeit.
- 4) Und noch ein weiterer Punkt spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle: Die Ausbildung von ganz unterschiedlichen Kreativitätsschulen. Jede für sich eigentlich ein gutes Sprungbrett, um Kreativität seriöser zu machen - in Summe aber eine Reihe konkurrierender Ausrichtungen, die das Feld oder Teile davon jeweils recht unterschiedlich verstehen. Und die es - bisher - noch nicht geschafft haben, sich zum Wohle des Feldes zusammenzuschließen und gemeinsam Flagge zu zeigen.
In Summe
Trotz einer mehr als 50jährigen Forschungsgeschichte, trotz der 2 berühmten Initialzündungen (Guilfords Rede im Jahr 1950, Sputnick-Schock im Jahr 1958) steht die "angewandte Kreativität" noch immer (oder wieder) auf wackligen Beinen. Die großen Errungenschaften der 1960er bis 1980er Jahre (frühe Kreativitätsforschung, Ausprägung der ersten großen Kreativitätsschulen, Entwicklung zahlreicher Kreativitätstechniken und Denkwerkzeuge) stehen oft isoliert da - und die Euphorie der frühen 1970er Jahre, in denen es jährlich mehrere große Forschungskonferenzen rund um Kreativität gab, ist einer gewissen Ernüchterung und Erstarrung gewichen. Viele "große Köpfe" haben sich ihr eigenes Territorium abgesteckt und achten, teils aus wirtschaftlichen Interessen, teils aus philosophischen Ansätzen heraus sehr genau darauf, dass keine Vermischung der Schulen und (Denk-)Ansätze stattfindet.
Und weder hat es bislang einen Zusammenschluss der Kreativitätsschulen und Feldverständnisse gegeben, noch gibt es bisher eine einheitliche Definition von Kreativität, oder eine übergreifende zugrundeliegende Feldtheorie.
Die Zukunft
Wie heißt es da so schön in einer zeitgenössischen Autowerbung: "It's time for another revolution.