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Hintergrund


Geschichte der absichtlichen Kreativität

Kreativität ist eine faszinierende Kompetenz für Viele – und gleichzeitig in ihrer Gesamtheit noch immer ein wenig erschlossenes Gebiet. Abgeleitet vom lateinischen "creare", wurde sie seit altersher verstanden als eine geheimnisvolle, göttliche schöpferische Kraft - eben als die Fähigkeit, etwas zu kreieren, etwas Zukünftiges zu erschaffen und Neues zu entwickeln. Seit der Renaissance aufgrund dieser Ansicht noch am ehesten der Kunst zugeordnet, zeichnete sich etwa ab den 1950er Jahren, zuerst im angloamerikanischen Sprachraum, eine Wende hin zur "absichtlichen Kreativität" (später auch als "Kreativität 1.0" bezeichnet) ab.

Zwei bahnbrechende Ereignisse standen dafür anfangs Pate:

Dieser Paradigmenwechsel, verbunden mit dem Glauben an die seit den 1960er-Jahren neu entwickelten Kreativitätstechniken (und damit einhergehend die Hoffnung "Jeder Mensch kann auf Knopfdruck kreative Leistungen vollbringen") zeichnen den Ansatz von Kreativität 1.0 dann auch vor allem aus.

Kreativität 1.0

Als die "angewandte Kreativität" in den 1960er-Jahren begann, aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen, war der Wunsch groß, das neue Postulat ("Jeder Mensch kann kreative Leistungen vollbringen") auch direkt und für alle nachvollziehbar praktisch umzusetzen. Die anfänglichen Erfolge, die sich gerade mit Kreativitätstechniken erzielen ließen, führten dann auch dazu, dass diesem Detail große Aufmerksamkeit zuteil wurde – und weitere Aspekte von Kreativität weniger Berücksichtigung fanden. Im Grunde auch verständlich, konnten doch gerade mit Hilfe von einfach zu handhabenden Werkzeugen wie Brainstorming, Mindmapping und anderen mehr Ergebnisse erreicht werden, die vorher noch undenkbar waren: Geistesblitze für Einzeldenker und Gruppen quasi auf Knopfdruck, eine gesteigerte Ideenquote in Teams, Lösungen "on demand", gleichsam auf Ansage - das alles war, vor allem zu Anfang, sehr eindrucksvoll.

Gerade die Tatsache, dass eine Vielzahl dieser Werkzeuge, wie z.B. der bekannteste Vertreter, das legendäre Brainstorming, ebenso beachtliche Ergebnisse erzielte, wie einfach nachvollziehbar waren, führte letztendlich aber dazu, dass sich dieser Aspekt verselbstständigte und viele Menschen die absichtliche Form der Kreativität gleichsetzten mit "Kreativitätstechniken" - und sich speziell diese Tools nachfolgend überproportional und schnell verbreiteten. Gleichzeitig zeichnet sich Kreativität 1.0 dadurch aus, dass mit diesem isolierten Aspekt oft übersteigerte Erwartungen verbunden wurden, die nachfolgend zur Enttäuschung führten. Die Erkenntnis, dass Kreativität ein Gesamtkonstrukt ist, dass aus mehr besteht, als nur aus der Spitze eines Eisberg, begann sich erst wesentlich später durchzusetzen.

Und so passiert es bis heute immer wieder, dass Menschen, deren Kenntnisstand bei der "Version 1.0" stehengeblieben ist, (in persona oder in ihren Büchern) von Kreativität sprechen ... und nach den ersten Sätzen (oder Seiten) sich nur noch dem Thema Kreativitätstechniken zuwenden. Das ist in etwa so, als wenn Sie über Kunst und Künstler sprechen – und sich nach etwa 2 Minuten nur noch über eine bestimmte Technik des Künstlers auslassen – oder nur noch von Pinseln reden. Oder auch, als wenn Sie einen Handwerker nur daran messen, wie er mit einem einzigen Werkzeug, z.B. einem Hammer umgeht. Was das bedeutet? Nun, eigentlich "nur" der Hinweis, dass es sich bei Kreativitätstechniken nur um Werkzeuge handelt, nicht weniger und nicht mehr! Sie sind ganz sicher ein wichtiger Aspekt von Kreativität und Kreativitätsmanagement – aber eben nur einer unter vielen. Allein eine Technik wie das Brainstorming oder etwa das Mindmapping macht aus einem Menschen noch keinen "Kreativen Kopf", oder einem Unternehmen ein Mitglied der "Creative Economies" – dafür spielen einfach zu viele verschiedene Einflussfaktoren eine Rolle.

Dass dem so ist zeigen z.B. die unendlichen vielen schlecht oder fehlerhaft durchgeführten "Brainstorming-Sitzungen", die oft ohne Kenntnis oder Beachtung der Regeln, ohne gründliche Einführung, mit beliebig zusammengewürfelten Teilnehmern und ohne jede Spur einer Unterstützung durch adäquate Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Ganz zu schweigen von zahllosen weiteren Techniken, die entweder zur Unzeit, mit mangelnder Vorbereitung oder mit nur rudimentär vorhandenen Kenntnissen eingesetzt werden. Mit dem Ergebnis, dass die erzielten Ergebnisse oft weit hinter dem zurückbleiben, was erwartet wird und erreicht werden könnte – verbunden mit unguten Gefühlen seitens der Beteiligten.

In Summe: Kreativitätstechniken sind Instrumente - hocheffiziente Werkzeuge, nicht weniger, nicht mehr! Werkzeuge, die sich jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt für eine bestimmte Aufgabe eignen ... wenn sie sich kompatibel zur Aufgabe verhalten. Und ihren zugedachten Zweck am besten dann erfüllen, wenn sie abgestimmt mit weiteren Aspekten zum Einsatz kommen – wie z.B. vorhandenen kreativen Rahmenbedingungen und entsprechenden kreativen Persönlichkeitsmerkmalen und Einstellungen.

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